E47: Barrierefreie Webseiten – Unternehmerische Mehrwerte statt Gesetzespflicht – mit Jenny Wullich & Daniel Martin
In dieser Episode sprechen wir offen und ehrlich über unternehmerische Verantwortung, Barrierefreiheit und wie wir daraus echte Chancen für Unternehmensentwicklung und Kundenbindung machen können. Gemeinsam mit Webdesignerin Jenny und dem sehbehinderten Inklusionsbotschafter John diskutieren wir, wie echte Selbstbestimmung, Sogverkauf und ethischer Vertrieb Hand in Hand gehen.
Das Gespräch ist gespickt mit praktischen Tipps, ehrlichen Geschichten und wertvollen Einblicken aus dem Alltag – für mehr Menschlichkeit im Business und klarere Wachstumsstrategien.
Warum solltest du uns zuhören?
Wir sprechen nicht über Hochglanz-Strategien, sondern über ehrliche, erprobte Vertriebsansätze, die funktionieren – auch ohne riesige Budgets oder Automatisierungstools. Du bekommst Woche für Woche praktische Tipps, wertvolle Einblicke und direkte Gespräche mit echten Unternehmern. Für alle, die Unternehmertum mit ethischem Anspruch leben wollen und echte Kundenbindung anstreben.
Wichtige Themen in Episode 47:
- Warum Barrierefreiheit unternehmerisch Sinn macht – jenseits von Gesetzen
- Persönliche Lebensumstände und Multikulturalität als Erfolgsfaktoren
- Was Kundenbindung mit Nutzerzentrierung und Conversion zu tun hat
- Skalierung und Geschäftserfolg durch Inklusion und ethischen Sogverkauf
- Was Unternehmen jetzt tun sollten – auch ohne akute gesetzliche Verpflichtung

Episodenhighlights:
- Johns Perspektive als Betroffener – warum „betroffene Menschen“ auch kaufkräftige Kunden sind
- Jennys langjährige Erfahrung – wie barrierefreies Webdesign funktioniert und welchen Unterschied es macht
- Praktische Tipps zur Umsetzung im Unternehmen – von Farbkontrasten über Bildbeschreibungen bis hin zu struktureller Klarheit
- Wie Barrierefreiheit auch SEO und Google-Rankings positiv beeinflusst
- Warum schon einfache Schritte spürbare Wirkung entfalten – mit Beispielen und Empfehlungen
Barrierefreiheit: Nicht nur eine Pflicht, sondern eine riesige Chance für Ihr Unternehmen!
Am 28. Juni 2025 tritt das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) in Kraft. Viele Unternehmer und Unternehmerinnen sind verunsichert und fragen sich, was das Gesetz für ihre Webseiten und Online-Shops bedeutet. Doch statt das Thema nur aus der Gesetzesperspektive zu betrachten, wollen wir heute beleuchten, warum Barrierefreiheit unabhängig vom Gesetzestext ein enorm wertvolles Thema für jedes Unternehmen ist.
Wir haben uns dazu mit zwei Experten unterhalten: Jenny, die bereits seit 2019 barrierefreie Webseiten erstellt und somit schon lange vor dem BFSG auf diesem Gebiet aktiv war, und Daniel Martin, alias John, der uns seine Perspektive als Betroffener näherbringt.
Warum Barrierefreiheit unabhängig vom Gesetz so wichtig ist
John bringt es auf den Punkt: „Wir haben auch Geld in unseren Taschen!“ Menschen mit Behinderungen sind eine kaufkräftige Zielgruppe, die oft übersehen wird. In Deutschland leben fast acht Millionen Menschen mit einer Behinderung. Das sind zehn Prozent der Bevölkerung, die durch nicht-barrierefreie Angebote ausgeschlossen werden. Ignoriert man diese Gruppe, ignoriert man ein enormes Umsatzpotenzial.
Doch es geht nicht nur um Menschen mit einer attestierten Behinderung. Auch Menschen ohne Behinderung achten vermehrt darauf, ob ein Unternehmen barrierefrei gestaltet ist. Eine barrierefreie Webseite signalisiert Menschlichkeit und gesellschaftliche Verantwortung. Unternehmen, die diese Rechte nicht beachten, verlieren potenziell Kunden, die Wert auf Inklusion legen.
Barrierefreiheit ist mehr als nur Rollstuhlfahrer und Blinde
Der Begriff Barrierefreiheit ist viel umfassender, als man zunächst vermuten mag. Er betrifft nicht nur Rollstuhlfahrer oder blinde Menschen. Jenny und John betonen, dass Barrierefreiheit bedeutet, alle Menschen abzuholen. Dazu gehören:
- Menschen mit Sehschwächen: Dazu zählen nicht nur blinde oder sehbehinderte Menschen, sondern auch Personen mit Farbsehschwächen (z.B. Rot-Grün-Schwäche) oder ältere Menschen, deren Sehvermögen altersbedingt nachlässt.
- Menschen mit Konzentrationsschwächen: Eine aufgeräumte und klar strukturierte Webseite hilft jedem, sich besser zurechtzufinden.
- Menschen mit geringer Technikaffinität: Ältere Menschen, die sich oft unsicher im Internet bewegen, profitieren von einer einfachen und intuitiven Bedienung.
- Menschen mit motorischen Einschränkungen: Personen, denen Finger fehlen oder die Schwierigkeiten haben, eine Maus oder Tastatur zu bedienen, benötigen alternative Bedienoberflächen.
Jenny bringt es auf den Punkt: Eine barrierefreie Webseite ist in der Regel auch eine nutzerzentrierte Webseite. Wenn man sich mit Barrierefreiheit beschäftigt, denkt man automatisch darüber nach, wie der Kunde die Webseite wahrnimmt. Dies führt zu einer besseren User Experience für alle Nutzer.
Wirtschaftliche Vorteile und Imagegewinn
Neben der moralischen Verpflichtung bietet Barrierefreiheit auch handfeste wirtschaftliche Vorteile:
- Umsatzsteigerung: Durch die Erschließung einer neuen, kaufkräftigen Zielgruppe von acht Millionen Menschen können Sie Ihren Umsatz erheblich steigern.
- Verbesserte Conversion-Rate: Eine aufgeräumte und leicht bedienbare Webseite führt den Nutzer gezielter zum Kauf. Vereinfachte Klickwege und klare Strukturen erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass ein Besucher zu einem Kunden wird.
- Google-Boost und bessere Rankings: Suchmaschinen wie Google bewerten barrierefreie Webseiten höher. Unternehmen, die Barrierefreiheit umsetzen, können sich so weiter vorne positionieren und ihre Sichtbarkeit erheblich steigern. Wer dies ignoriert, riskiert, im Ranking zurückzufallen.
- Imagegewinn und Positionierung als Trendsetter: Eine barrierefreie Webseite hebt das Image eines Unternehmens. Funktionen wie Dark Mode oder Sprachsteuerung, die ursprünglich aus dem Bereich der Barrierefreiheit kommen, sind heute Mainstream-Funktionen und können ein Unternehmen als technologischen Trendsetter positionieren.
- Weiterempfehlungen: Zufriedene Nutzer, die eine Webseite einfach bedienen können und sich dort gut zurechtfinden, empfehlen diese gerne weiter.
Mobile First und technische Umsetzung
Jenny betont, dass eine „Mobile First“-Gestaltung bereits einen großen Schritt in Richtung Barrierefreiheit darstellt. Wenn eine Webseite für mobile Geräte optimiert ist, werden Komplexität reduziert und Inhalte klarer strukturiert. Wichtige technische Aspekte sind zudem:
- Kontraste und Schriftarten: Eine gute Lesbarkeit ist entscheidend. Achten Sie auf ausreichende Kontraste zwischen Text und Hintergrund sowie auf gut lesbare, schnörkellose Schriftarten.
- Alt-Texte für Bilder: Bilder müssen mit aussagekräftigen Alt-Texten versehen werden, damit Screenreader sie Menschen mit Sehbehinderungen vorlesen können. Hierfür gibt es mittlerweile sogar KI-Lösungen.
- ARIA-Tags: Dies sind spezielle Attribute, die Buttons und andere Bedienelemente für Screenreader lesbar machen.
- Saubere Überschriften-Hierarchien: Eine logische Strukturierung der Überschriften hilft Screenreadern und Suchmaschinen, den Inhalt der Webseite besser zu verstehen.
Angst vor Abmahnungen? Kein Grund zur Panik!
Das BFSG verpflichtet Unternehmen mit zehn oder mehr Mitarbeitern oder einem Jahresumsatz von über zwei Millionen Euro. Doch auch kleinere Unternehmen sollten das Thema Barrierefreiheit nicht ignorieren. Es ist ein Investment in die Zukunft und die Menschlichkeit.
John warnt vor der sogenannten „Abmahnindustrie“, die versucht, aus der Gesetzeslage Kapital zu schlagen. Doch er beruhigt: Es gibt eine Schonfrist für die Umsetzung, es wird also nicht sofort ein Bußgeld fällig. Viel wichtiger ist es, proaktiv zu werden und das Thema anzugehen.
Wie Sie den richtigen Experten finden
Angesichts des wachsenden Interesses am Thema Barrierefreiheit tummeln sich viele neue Anbieter auf dem Markt. Doch woran erkennt man einen guten Webdesigner, der wirklich barrierefrei denken kann?
- Eigene Webseite: Schauen Sie, ob der Webdesigner selbst eine barrierefreie Webseite hat. Ist sie leicht lesbar, gut strukturiert und werden die Grundprinzipien der Barrierefreiheit eingehalten?
- Referenzen: Fragen Sie nach Referenzen und schauen Sie sich die bisherigen Arbeiten an. Hat der Webdesigner bereits für Organisationen wie Blinden- und Sehbehindertenverbände gearbeitet? Solche Projekte zeugen von echter Expertise.
- WCAG2-Standard: Fragen Sie den Webdesigner, ob er den WCAG2 (Web Content Accessibility Guidelines) Standard umsetzen kann. Für Unternehmen ist der „Doppel A“ (AA) Standard relevant. Ein Profi sollte diesen beherrschen.
- Lernbereitschaft und Erfahrung: Ein guter Webdesigner ist nicht nur theoretisch versiert, sondern bringt auch praktische Erfahrung mit und ist bereit, aus Fehlern zu lernen.
Reden Sie mit uns!
John betont die Wichtigkeit des Dialogs: „Inklusion heißt nicht nur über uns zu reden, sondern mit uns zu reden.“ Organisationen wie der VdK, die Diakonie, das Rote Kreuz oder Blinden- und Sehbehindertenverbände in den Bundesländern sind wichtige Anlaufstellen. Sie können Ihnen nicht nur mit Rat und Tat zur Seite stehen, sondern auch wertvolle Einblicke aus der Praxis geben.
Barrierefreiheit mag auf den ersten Blick komplex wirken, doch sie ist ein Gewinn für alle: für Ihr Unternehmen, Ihre Kunden und die Gesellschaft. Nutzen Sie die Chance, nicht nur Gesetze zu erfüllen, sondern sich als verantwortungsbewusster und zukunftsorientierter Akteur zu positionieren.
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